Bin sauber und gesättigt (Pfannkuchen mit Nutella – bei meiner Ausrüstung durchaus eine Herausforderung) und sitze jetzt vor der Bar des Campingplatzes und lasse den Tag nachklingen.
Es waren heute sehr schöne Strecken dabei (vgl. Bilder unten), vor allem bis kurz vor Palais de Rei. Der Rest auf der N-547 war weniger berauschend. Den Original-Camino wollte ich auf diesem Abschnitt nicht nehmen – ich bleibe dabei: der gehört den Pilgern zu Fuß. Als Radfahrer hat man dann gefälligst eine andere Strecke zu nehmen. Und es gibt ja auch die für Autofahrer ausgeschilderte Route, an die ich mich im Wesentlichen halte; häufig ist die mit dem Original-Camino auch identisch.
Wobei der Camino spätestens seit Leon ein wirklich vollkommen neues Erlebnis und Ereignis darstellt: Es ist hier in Spanien fast wie ein Volkssport. Es ist unglaublich viel los: auf dem Weg, in den Bars und an den Rastplätzen. Regelmäßig kommen Brunnen, Albergues und Cafés. Eine Halbliter-Flasche würde genügen, da man permanent nachfüllen kann.
Das war ein echter Nachteil der Radwege in Frankreich: man konnte tagelang am Rhein-Rhone-Kanal entlang radeln, ohne ein Laden, eine Wirtschaft oder sonst irgendeine Versorgungsmöglichkeit zu finden. Man musste den Radweg auf gut Glück verlassen.
Nach rund 2.450 km auf dem Rad bin ich jetzt in Santiago. So viele unterschiedliche Landschaften, Menschen, Häuser, … Diese Dinge ändern sich nicht schlagartig, sondern ganz langsam. Bis einem plötzlich auffällt, das war vor 20 km aber noch irgendwie anders. Und viele Dinge sind unverändert: Milchtüte, Spülschwamm und Nutella sehen genauso aus wie im Edeka zuhause – es sind die kleinen Dinge des Alltags, an denen das deutlich wird. Ich zahle mit Euros und die Straßenschilder sind die gleichen. Europa ist für mich bei dieser Tour kleiner, erreichbarer geworden. Und gleichzeitig ist Europa für mich größer geworden, vielfältiger und abwechslungsreicher.