Abschiedsessen

Am letzten Abend in Norwegen war ich nochmals gut essen. Habe bei Louise eine norwegische Fischsuppe und Muscheln gegessen und dazu einen Weißwein bestellt. Das war sehr lecker … und teuer.

Und dann treff‘ ich mitten in Oslo im größten Gewühle zufällig Frank wieder. Das ist der Franzose, der in Südamerika gestartet ist und den Tobias und ich am 20. Juni auf der Fähre getroffen und dann einen halben Tag bis Tromsø begleitet haben. Er war ein paar Tage später als wir am Nordkap bei miserablem Wetter, ist dann zurück bis Alta geradelt, um dann von Alta nach Oslo zu fliegen. Hier übrigens noch der Link zu seinem Blog (natürlich auf französisch): http://fbuck.canalblog.com Am 29. Juni erwähnt er auch kurz die „deux allemands“, die er getroffen hat.

Inzwischen lieg‘ ich zum letzten Mal auf dieser Tour im Zelt. Bin nochmals auf dem Campingplatz Ekkeberg, auf dem ich vor genau einem Monat schonmal war … es kommt mir manchmal wie gestern vor und wenn ich an all die Kilometer und Erlebnisse dazwischen denke, erscheint es mir wie viele Monate.

Und an Herlind und Dirk aus Berlin muss ich denken, die ich damals genau auf diesem Campingplatz getroffen habe. Das war damals auch ihre letzte Nacht in Oslo bevor sie mit der gleichen Fähre nach Kiel schipperten. Damals hatte ich noch den Plan mit dem Zug durch Schweden zu fahren … nachdem ich in den letzten Wochen ausschließlich negative Erfahrungen von Radlern zu hören und lesen bekam, die ein Fahrrad in einem schwedischen Zug mitnehmen wollten, hab ich das dann auch sein lassen. Jetzt freu‘ ich mich auf die Kabine auf der Fähre, die ganz ohne Zweifel ruhiger und bequemer sein wird, als die Nachtfahrt mit dem Zug von Bodø nach Trondheim zusammen mit den ca. 60 aufgedrehten Pfadfindern im Großraumabteil.

Zwischenstopp Oslo

Bin jetzt in Oslo. Es ist Samstag und brechend voll hier. Die Parade von Oslo Pride hab ich verpasst, aber entsprechend bunt und ausgefallen geht’s noch immer zu.

Blauer Himmel und 21 Grad: da fahr ich doch glatt nochmals zum Campingplatz und pack‘ mein Zelt aus – zum Abschluss nochmals im Trockenen und Warmen zelten. Meine Fähre Oslo – Kiel legt erst am Sonntag um 14 Uhr ab.

Und was les‘ ich zu diesem Thema in der Zeitung: „Endelig kommer varmen til Nord-Norge“. Das versteht man auch ohne Norwegischkurs. Und ich gurke da in der Kälte und im Regen in Nord-Norge rum. Hätt‘ ich beim Radeln nur rechtzeitig etwas trödeln müssen … hätte aber auch ganz anders kommen können.

Bahnhof Trondheim

Umstieg in den nächsten Zug am Bahnhof Trondheim. Ausstieg an Bahnsteig 5 und Einstieg an Bahnsteig 4 – keine 5 Meter. Sogar die Waggons stimmen; muss also nicht ans andere Ende des Bahnsteigs.

Am 8. Juni, also vor 23 Tagen bin ich hier direkt am Bahnhof vorbei geradelt, um die Fähre nach Vanvikan zu besteigen. Der Kai liegt direkt neben dem Bahnhof. Das war der Morgen, an dem ich diesen wunderschönen Regenbogen aufgenommen habe.

Nordlandsbanen

Die Zugfahrt von Bodø nach Trondheim mit der Nordlandsbanen führt auch durch eine unbeschreibliche Landschaft und steht der Hurtigrute nicht viel nach. Eigentlich wollte ich ja eine Mütze Schlaf nehmen … jetzt sitze ich mit weiten Augen am Fenster und lass die Landschaft an mir vorbei fliegen. Apropos fliegen: das wäre echt ein Fehler gewesen, hier einfach über alles weg zu fliegen.

Soeben den mit 680 Metern höchsten Punkt der Nordlandsbanen passiert und nun auch wieder den nördlichen Polarkreis Richtung Süden überfahren. Ab jetzt geht die Sonne nachts wieder unter, wenn auch nur kurz.

Bahnhof Bodø

Ein hübscher kleiner Bahnhof hier in Bodø: 2 Bahnsteige plus 2 Abstellgleise. Und mein Zug steht seit mind. 18 Uhr auch schon auf „Spor 1“ bereit, öffnet aber erst 30 Min. vor Abfahrt.

Insgesamt 6 Waggons, davon 2 Schlafwagen und ein Speisewagen … ich hab‘ einen normalen Sitz für diese 729 km lange Nachtfahrt mit der Nordlandsbanen nach Trondheim. Die Lokführer sind auf dieser Strecke übrigens bewaffnet …

Fälschlicherweise hab‘ ich angenommen, dies sei der nördlichste Bahnhof Europas … es ist aber nur der nördlichste Bahnhof der Norges Statsbaner. Norwegens nördlichster Bahnhof ist in Narvik. Der ist aber nicht an das restliche Schienennetz in Norwegen angeschlossen, sondern an das Schwedens. Schade. Mir hatte der Gedanke gefallen, vom nördlichsten Bahnhof Europas abzufahren.

Norsk Luftfartsmuseum

Nachdem ich vor 15 Tagen Richtung Norden durch Bodø nur durchgerauscht und direkt zur Fähre geradelt bin, trifft es sich gut, dass ich jetzt ein paar Stunden Aufenthalt in Bodø habe. Schade nur, dass fast alles Interessante erst um 10 Uhr aufgemacht hat und ich somit zunächst 6 Stunden hier irgendwie totschlagen musste.

Habe mich fürs Norsk Luftfartsmuseum entschieden und einen regelrechten Volltreffer gelandet: umfangreich, kurzweilig, lehrreich und fast alles auch noch auf Deutsch. Wirklich viele Original- Flugzeuge zu sehen. Aber auch die Lebensgeschichten von Luftfahrtpionieren wie Otto Lilienthal, Roald Amundsen und die ersten norwegischen Frauen mit Flugschein, Dagny Berger, Gidsken Jakobsen und Martha Johanson wird ausführlich dargestellt. Im Zusammenhang mit den Militärmaschinen auch die deutsche Besatzungszeit von 1940 bis 1944.

Und dann gibt’s auch noch einen Lego- Raum, wo jeder sein eigenes Flugzeug zusammenstecken darf.

War da jetzt kurzweilige 4 Stunden – also im Museum, nicht im Lego-Zimmer …

Mitternachtssonne

Bei der praktisch letzten Gelegenheit, der Fahrt mit der Hurtigrute von den Lofoten nach Bodø, hab‘ ich sie jetzt doch noch gesehen: die Mitternachtssonne. Das ist schon schräg, wenn kurz nach Mitternacht die Sonne genau im Norden steht.

Inzwischen hab‘ ich das Schiff verlassen und 18 Stunden Aufenthalt in Bodø, bevor es heute Abend gegen 21 Uhr mit dem Zug weiter nach Trondheim und dann nach Oslo geht.

Vor 15 Tagen, am 14. Juni, stand ich mit meinem Fahrrad schon mal hier an genau diesem Kai. Damals hatte ich noch über 1.000 Kilometer vor mir. So viele Kilometer, Landschaften, Eindrücke und Erlebnisse allein schon auf diesem Abschnitt …

Kreuzungen

Insgesamt fünf Mal legt das Hurtigruten-Schiff in Städten an, durch die ich auch geradelt bin: heute kurz vor Mitternacht in Tromsø, dann in Risøyhamn, in Sortland, in Stokmarkenes und morgen dann gegen Mittag in Svolvær – abgesehen vom Starthafen in Honningsvåg und dem Zielhafen in Bodø.

In drei Städten davon habe ich die Route der Hurtigruten sogar gekreuzt: da ging’s jedes Mal über eine heftig hohe Brücke, damit das Schiff auch durch passt: Tromsø, Risøyhamn und Sortland.

Ich genieße es, die geradelte Route so an mir vorüberziehen zu lassen und mich zu erinnern. Anbei der Ausschnitt der Schiffsroute.

Hammerfest

Ich könnte ja fadenscheinige Gründe wie „nur 4 Stunden geschlafen“ oder „viel zu viel beim Hurtigruten-Büffet gefrühstückt“ vorschieben. Fakt ist, mir war so, schlecht dass ich mich hinlegen musste. Ich bin für dieses heftige Geschaukel einfach nicht gemacht. Wind und Wellen waren der Hammer, jetzt hat das Schiff planmäßig für 2 Stunden im nächsten Hafen fest gemacht: Hammerfest.

Inzwischen geht’s mir wieder besser.

Ich werde nie Rolfs Frage beim Segelkurs auf der Adria vergessen, als er morgens mit frischen Brötchen vom Bäcker kommt und mich fragt, ob ich mein Brötchen erst essen möchte oder ob er’s gleich ins Wasser werfen soll. Mein heutiges Frühstück ist übrigens drin geblieben, so schlimm war’s dann nicht bzw. der Hafen hat mich gerettet.