Ganz schön kalt

Sobald die Sonne weg ist, wird’s hier auf 1.150 Meter ganz schnell kalt. Gestern noch war meine Hoffnung, dass die Dusche schön kalt ist und heute schon wieder die Hoffnung auf eine heiße Dusche.

Vermutlich dürfte dies der höchstgelegene Campingplatz auf meiner Tour sein. Und wenn die Karte stimmt, dann geht’s am Sonntag auch über den höchsten Pass. Das Wochenende der Superlative. Dabei fällt mir ein, dass ich heute im Norden die „Picos de Europa“ gesehen habe, die höchsten Gipfel des Kantabrischen Gebirges. Während der Planungsphase war eine nördlichere Strecke für mich lange Zeit eine ernsthafte Alternative. Natürlich nicht über die höchsten Gipfel, sondern mehr am Meer entlang. Habe ich dann jedoch verworfen – man kann sich in der Planung von alternativen Strecken auch irgendwann verlieren.

Santa Colomba de Somoza

Ok: Heute eine ganz neue Variante. Campingplatz ist vorhanden und wird mit mehreren Schildern am Straßenrand schon einige Kilometer vorher angekündigt. Dieter freut sich schon. Und jetzt hat der Campingplatz zu!! Alles da: Rezeption, Waschhaus, Restaurant, … und ein hoher Zaun drumrum. UND ABGESCHLOSSEN!! Ich kann es nicht fassen. Der freundliche Barbesitzer im nächsten Ort ein paar 100 Meter weiter erklärt mir, dass da schon lange geschlossen ist.

Ich radle jetzt mal weiter, bis irgendwann irgendwas kommt, das nach Übernachtungs- und Duschmöglichkeit aussieht. Lt. Plan kommt der nächste Campingplatz allerdings erst in 40 km Entfernung. Und zwischendurch noch ein paar Hundert Höhenmeter nach oben.

Zum Glück mach ich diese Tour allein. Ich kenn einige Personen, die abends um 19 Uhr in Anbetracht der ungeklärten Übernachtung die totale Krise kriegen würden. Ok, das muss ich einräumen: Meine Stimmung war auch schon besser.

20140614-221000-79800596.jpg

20140614-220958-79798850.jpg

Astorga

17:25 Uhr : Bin jetzt in Astorga und habe mal wieder keinen Empfang.

Die App ‚GPSies‘ hat heute wieder den Geist aufgegeben. Vermutlich kann die insgesamt nur eine maximale Anzahl von Punkten aufzeichnen. Sobald ich wieder WLAN habe, versuche ich es wie beim letzten Mal zu reparieren: einfach neuinstallieren. Die hübschen Kringel, die ich heute in Leon gefahren bin, könnt ihr euch jetzt leider nicht auf der Karte ansehen.

20140614-220827-79707439.jpg

20140614-220830-79710083.jpg

Hospital de Orbigo

Sitze heute schon zum zweiten Mal in einer Cafeteria – inzwischen in Hospital de Orbigo – und werfe Café con leche und ein Croissant ein.

Bin heute vor allem auf der N-120 unterwegs. Ist nicht die schönste Straße, hat aber einen breiten Seitenstreifen und lässt sich daher ganz gut befahren. Der Jakobsweg führt hier manchmal auch zig Kilometer an dieser bolzengeraden Straße entlang. Als Radfahrer find ich das ja manchmal schon etwas eintönig – wie muss das erst auf die Wanderer bzw. Pilger zu Fuss wirken?!

20140614-220659-79619471.jpg

Leon

14:00 Uhr : Leon.
Wirklich interessante Stadt, aber komme nicht ins Internet. Drumrum hässliche Industriegebiete wie bei jeder großen Stadt. Innen malerische Gässchen, in denen man sich verlieren kann. Beeindruckende Kathedrale, an der mir vor allem der helle Stein gefällt; wirkt nicht so duster, wie bei manch anderen Kirchen.

20140614-160929-58169721.jpg

20140614-160932-58172038.jpg

20140614-160927-58167907.jpg

Gordaliza del Pino

Seit 8:50 Uhr wieder unterwegs. Sehr viel früher kann man fast nicht loskommen: Sonnenaufgang war um 6:44 Uhr, bis dann alles gepackt ist, gefrühstückt (ok, heute nur ein Kaffee), die Morgengymnastik in Form von eigenem Rücken lückenlos eincremen und vor allem das Zelt verpackt ist, … Da geht die Zeit ratz fatz rum. Zelt einpacken geht eigentlich auch ruckzuck; ich muss aber warten bis es halbwegs trocken ist. Die Nächte sind hier auf ca. 900 Metern doch recht frisch und da bildet sich reichlich Morgentau. Und von innen schlägt sich das Schwitzwasser am Zelt nieder.

20140614-092738-34058142.jpg

Bin jetzt in Gordaliza del Pino, das nicht am Camino liegt; ich fahre ja jetzt leicht abweichend.