Halligalli in Sahagun

Hier tanzt der Bär: seit Donnerstag ist hier Volksfest inkl. Stierkampf (vgl. Bild). Na und außerdem spielt heute Spanien bei der WM in Brasilien. Auch noch gegen die Niederlande … und Niederländer gibt’s hier auch wie Sand am Meer. Zumindest auf dem Campingplatz.

Bei den Spaniern hier in Sahagun ist das WM-Spiel aber Nebensache. Musik- und Tanzgruppen ziehen durch die Gassen. Jede Gruppe hat ihre eigenen Farben.

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Unerträglich heiß

Die Sonne brennt gnadenlos vom Himmel. Habe mir an meinen schwarzen Satteltaschen die Finger verbrannt – naja, beinahe. Zum Glück ist die Tafel Schokolade längst aufgebraucht.

Tja, so ändern sich die Zeiten: während ich zu Beginn der Tour häufig gehofft habe, dass die Duschen heiß sind, kann’s jetzt gar nicht kalt genug sein.

Schöner Zeltplatz mit hervorragendem Rasen. Auf dem letzten Campingplatz habe ich mir teilweise die Heringe beim Zeltaufbau verbogen und hier ging das perfekt.

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Habe mich freiwillig zum Wäschewaschen im Waschhaus gemeldet, weil es da so schön kühl ist.

Sahagun

Heute eine kürzere Etappe mit 93 km; nach der langen Tour gestern und insbesondere den aktuellen Temperaturen durchaus angemessen. Bin deshalb bereits auf dem Campingplatz (bis zum nächsten wären es noch 37 km gewesen) und mach sozusagen einen halben Tag Pause 😉

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Ledigos

Habe ab Carrios die N-120 genommen, da in der Wegbeschreibung für den Camino was von „ruppigem Weg“ steht. Nachdem ich ja bereits die Variante „guter Witschaftsweg“ kenne – und das war schon grenzwertig – habe ich mir die ruppige Variante erspart. Die N-120 hier ist eine ausgesprochen spärlich befahrene Straße – da ist bei uns daheim in der Rupert-Mayer-Straße deutlich mehr los.

Zum Glück war das Schneeglätte-Schild da – bin dann die nächsten 2 km auch vorsichtiger gefahren 😉
Dabei zeigt mein Thermometer hier 42 Grad an – natürlich in der Sonne. Schatten ist hier echt Mangelware. Ein kurzer Stopp richtet sich hier tagsüber nicht mehr nach Durst oder Wegsuche, sondern ausschließlich nach Schattenplätzen.

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Carrion de los Condes

Wer auf dem Jakobsweg kontemplative Ruhe sucht, sollte nicht diesen traditionellen spanischen Abschnitt wählen. Hier ist richtig was los. Der Camino geht hier über viele Kilometer parallel zur Straße und somit bin ich allein heute schon an Hunderten von Pilgern vorbei geradelt. Und da sieht man einiges: manche mit forschem Gang, andere eiern schon etwas; mit Stöcken und ohne Stöcke (von Hightech-Nordic-Walking-Stöcke bis Holzprügel aus dem Wald, die halbe Bäume sind); mit riesigen Bergsteigerstiefeln, die andere allenfalls für eine Himalaya-Expedition verwenden würden, bis Badelatschen (also das würde ich auch nicht glauben, wenn ich’s nicht selbst gesehen hätte); manche halbnackt, andere komplett verhüllt (inkl. Gesicht); mit und ohne Hut (wieso haben die abends keinen Sonnenstich?); mit richtig viel Gepäck (einer sogar mit Gitarre in einer schwarzen (!) Hülle) und manche mit ganz kleinem Rucksack; den einen ragt der Rucksack weit übern Kopf hinaus und bei anderen hängt er fast in den Kniekehlen …

Auf dem Bild sind exakt 25 Pilger auf dem Camino zu sehen – hab‘ sie anschließend überholt (was mit dem Rad ja keine Kunst ist) und sie dabei gezählt.

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Boadilla del Camino

Seit halb zehn wieder unterwegs und jetzt in Boadilla del Camino. Sitze im Schatten der Kirche, genieße mein zweites Frühstück und lausche dem Klappern der Störche auf dem Kirchendach – da befinden sich gleich mehrere Storchennester; hab ich auch noch nie gesehen. Auf dem Foto sind vier Storchennester zu sehen – leider nur schwer erkennbar.

Meide inzwischen wo es nur geht den Camino und fahre ausschließlich über Landstraßen. Ich komme mir fremd vor, wenn ich mich mit dem Fahrrad zwischen den Fußpilgern durchschlängle. Der Pilgerweg sollte den Fußpilgern vorbehalten sein. Mich würde es als Radfahrer auch gewaltig stören, wenn auf einem ausgewiesenen Radweg plötzlich Autos aufkreuzen würden. Nur weil’s jetzt hipp ist oder was weiß ich. Abgesehen davon ist der Weg nun wirklich nicht radfahrtauglich – mit einem Mountain-Bike vielleicht. Da gefallen mir die einsamen Landstraßen doch erheblich besser.

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